Eine der größten Festungen des Rheinlandes war die Zitadelle Wesel, die die größte erhaltene Festungsanlage am Niederrhein ist. Diese ließ ab 1688 bis 1722 der Kurfürst Wilhelm I. von Brandenburg im Süden der Stadt in Form eines fünfzackigen Sternes errichten, die sich in die bereits bestehende Stadtbefestigung einfügte. Die Zitadelle erhielt je 5 Bastionen und Ravelins. Geplant wurde die Zitadelle von Johan de Corbin. Das repräsentative Haupttor der Zitadelle wurde 1718 von Jean de Bodt erbaut, in dessen südlichem Teil eine Gefängniszelle war. Dort saßen die 11 Offiziere aus dem Schills Korps ein. Der Offizier Ferdinand Schill war ein unerschrockener Kämpfer, der im Dienst der preußischen Armee stand. Aufgrund seiner außerordentlichen Dienste wurde er zum Major befördert und erhielt den höchsten Kriegsorden. Dieser wollte einen Volksaufstand anzetteln, um den zögerlichen preußischen König mit seinem Herr und Österreich zum Krieg gegen Frankreich zu bewegen. Doch niemand außer seinem Korps folgte ihm. Schließlich fiel Schill im Straßenkampf in Stralsund. Die französischen Soldaten beraubten ihm seiner Uniform und schlugen ihm den Kopf ab. Diesen legten sie in Weingeist ein, um diesen den König Jérôme Bonaparte zu brinegn, dem Bruder Napoleons. In der Zwischenzeit wurden 11 seiner Offiziere nach Wesel überführt und dort in die Gefängniszelle im Haupttor gesteckt. Sie wurden vor das Kriegsgericht gestellt und am 16. September 1809 auf den Lieppewiesen erschossen. Angeblich machten sie kurz vor ihrem Tod einen Hochruf auf den König und Preußen. Anno 1805 gehörte Wesel durch den Vertrag von Schönbrunn zu Frankreich, das seine Truppen dort stationierte. Während der französischen Besatzung von 1805 bis 1814 wurden diverse bauliche Veränderungen an der Festungsanlage durchgeführt. Aus der ehemaligen Kaserne VIII wurde ein 240 Meter langes, zweigeschossiges Ziegelsteingebäude, das heute durch die Schillstraße separiert wird. Im Jahr 1814 kapitulierten die französischen Besatzer nach längerer Belagerung durch die preußischen Truppen. Der Beschluss zur Aufhebung der Stadtbefestigung erfolgte 1886. Daraufhin verlor die Zitadelle, die einst über 1,4 Quadratkilometer mehr Fläche als die Innenstadt bedeckte, ab 1889 den äußeren und ab 1922 nach Abschluss des Versailler Vertrages von 1919, den inneren Befestigungsring. Das Rheinland wurde auf Befehl der alliierten Streitkräfte ab 1919 entmilitarisiert. Die Festungswerke der Zitadelle wurden abgetragen, so dass nur noch wenige Gebäudeteile bis heute erhalten sind. Heute führt eine Holzbrücke im Norden der Festung zum Haupttor, über man ins Innere der Befestigung gelangt. Dort befanden sich die Kommandantur, die Magazinbauten und Die Truppenunterkünfte. Die Zitadelle, das Herzstück der Festung, wird heutzutage als Kulturzentrum genutzt. Neben dem LVR-Niederrheinmuseum Wesel sind dort Teile des Städtischen Museums Wesel, die Musik- und Kunstschule Wesel und das Stadtarchiv Wesel untergebracht. Zudem dient die Zitadelle als zentraler Veranstaltungsort der Weseler Kulturnacht.













